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Der Fortbestand dieses Planeten in der jetzigen Form wird abhängen vom Gelingen einer umfassenden Reduktion unseres Konsumverhaltens. Es ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, eine freie und sichere Gesellschaft auf eine andere materielle Basis zu stellen. Westliche Gesellschaften haben sich immer durch soziale Bewegungen modernisiert, dieses Bewegungsmoment ist derzeit zu wenig erkennbar.
Wir leben derzeit in einer gesellschaftlichen Lebenslüge und sind mit zwei Botschaften konfrontiert: Einerseits soll immer alles weiter wachsen und andererseits wissen wir, dass wir unser Konsumverhalten drastisch einschränken müssen. Insofern leben wir in einer permanenten Dissonanz und stecken in einer Falle. Das wirft Fragen auf, auf die es derzeit keine Antworten gibt und sie machen deutlich, dass erstmalig in der Geschichte wir alle mehr oder weniger ratlos sind, wie wir den gigantischen Herausforderungen einer dringend notwendigen Reduktion im globalen Maßstab begegnen sollen.
Weder für die staatlichen Rechtssysteme, noch für die globalen Wirtschaftsordnungen bestehen Masterpläne oder gar Blaupausen, wie man diesen für die Menschheit existenziellen Bedrohungen begegnen kann. Besonders verheerend wirken sich zusätzlich kontraproduktive Entwicklungen aus, wie sie bspw. durch eine Leugnung des Klimawandels und des Artenschwundes oder erstarkende Nationalismen ergeben. Eine zunehmende Abkehr von multilateralen Strukturen im globalen Kontext wird zusätzlich dazu beitragen, dass alle Bemühungen zur Reduktion erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht werden.
Es gilt also um (und zwar im globalen Kontext) nicht weniger, als Staatsphilosophien und Wirtschaftsordnungen zu entwickeln, die einerseits ein Maximum an individueller Freiheit garantieren, andererseits aber auch Ordnungsrahmen zulassen, die überbordende, weil gemeinwohlschädliche Freiheitsrechte so begrenzen, dass der Weltbevölkerung ein würdiges Leben auf dieser Erde weiterhin ermöglicht wird. Wir dürfen davon ausgehen, dass die klassischen Staats- bzw. Herrschaftsphilosophien, vor allem in Bezug auf Formen, Aufgaben und Ziele des Staates sowie dessen institutionelle, soziale, ethische und juristische Bedingungen und Grenzen, aus ökologischen Gründen zumindest zum Teil neu gedacht werden müssen.
Auch auf die weltweit bestehenden Wirtschaftssysteme kommt ein epochaler Transformationsprozess zu. Die bisher bekannten und definierten Aufgaben von Wirtschaftssystemen bedürfen einer neuen Betrachtung. Kapitalistisch orientierte Wirtschaftsordnungen, wie sie vor allen Dingen in westlichen Ländern vorherrschen, funktionieren im wesentlichen dadurch, dass eine Gewinnmaximierung über den Umsatz generiert werden kann. Diese aber wiederum funktioniert nur, wenn und solange zumindest im Mittel und über begrenzte Zeiträume eine Umsatzsteigerung (mittels erhöhtem Konsum) erzielt werden kann. Damit zwingend verbunden ist eine Zunahme des Verbrauches natürlicher Ressourcen und (wegen der damit einhergehenden Überschussproduktion) auch ein Verzicht auf nachhaltiges und ethisches Produktions- und Konsumverhalten. In der bislang vorherrschenden Sichtweise, die Umwelt ökonomisch als freies und öffentliches Gut zu betrachten, liegen die Ursachen für ökologische Fehlentwicklungen. Deshalb ist eine Integration ökologischer Nachhaltigkeit in das gesamte Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, insbesondere in Hinblick auf die Generationengerechtigkeit, überfällig.